Wie Zeit vergeht!
Früher haben nicht wenige unseres Alters gerne „Indianer“ gespielt. Aber da wussten wir noch wenig über sie.
Kosmogonische Traditionen der Wyandot-Indianer
Als nämlich der Meister des Lebens die Erde fertig hatte, bedeckte er sie mit seiner großen Hand, so daß sämtliche Indianerstämme im Dunkeln sitzen mußten. Ein junger kräftiger Mann hatte sich doch aber seinen Weg an die Oberfläche zu bahnen gewußt, wo ihn die malerische Schönheit der ganzen Natur und das blendende Licht eines kolossalen über alle Maßen entzückte. Auch lief ein großer Büffel langsam an ihm vorbei, der war über und über mit Blut bespritzt, denn ein mächtiger Pfeil stak in seinem Körper. Kurz danach erschien auch der Jäger, der das Tier geschossen hatte, es war nämlich der Schöpfer selbst, der dem Indianer zeigen wollte, wie er und die anderen sich ernähren müßten, wenn er seine Hand von ihnen abzöge. Dann lehrte er sie auch noch, wie man den Tieren das Fell abzieht und Kleider daraus zu machen, ebenso auch die Kunst, wie man das Fleisch am Feuer röstet und wie man es drehen muß, damit es auf der einen Seite nicht anbrennt und die andere roh bleibt.
Danach kamen die übrigen Indianer unter der Hand hervor; jeder Stamm erhielt seinen besonderen Häuptling, und über alle wurde dann noch ein gewaltiger Hauptchief gesetzt, der eine glänzende Perlenschnur um seinen Hals hatte. Dieser hielt eine lange Rede und gab viele Gesetze, die noch bis heute gültig sind. Dann wurden einige große Tiere getötet und ein allgemeines Freudenfest gefeiert. … (53ff)
Kosmogonie der Algonkins
Als der Meister des Lebens durch die Kraft seines Willens die Erde geschaffen und sie mit lieblichen Gewächsen allerlei Art bepflanzt hatte, setzte er auch ein Paar von jedem Tier darauf, die sich ungeheuer schnell vermehrten. Ja sie vermehrten sich in kurzer Zeit so sehr, daß sich zuletzt keines mehr satt essen konnte, Bäume und Pflanzen waren bereits kahl, und die größten Flüsse so ausgetrunken, daß ein Rabe durchwaten konnte, ohne seine Flügel zu benetzen.
Da sah denn der große Geist ein, daß es anders werden müsse, und verwandelte kraft seiner Schwarzkunst mehrere große Säugetiere in Menschen, die, sobald sie sich auf ihren Beinen sicher fühlten, gleich auf alle anderen lebenden Geschöpfe Jagd machten.
Von diesem Umstand kommt der Glaube der Algonkins, daß jedes getötete Wild, ob Vogel oder Insekt, kurz nach seinem Tod als Mensch erwacht. (58)
In: Karl Knortz: Märchen und Sagen der Indianer Nordamerikas, Berliner Ausgabe 2013, Neudruck nach Jena: Costenoble, 1871
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