Ach Geister – auch in der Wiener Grottenbahn

In Wien heißen sie „Grottenbahn“, sonst ist der Begriff „Geisterbahn“ allgemein gebräuchlich. Aber die Wiener sind mit geistern auf Du – und – Du und wollen sich im Wiener Prater nicht unbedingt belehren lassen. Dabei solle man sich mit den verschiedenen „Welten“ schon vertraut machen und deswegen zitieren wir aus dem Vorwort von: „Geistergeschichten aus aller Welt, hrsgg von Erich Ackermann, Anaconda Verlag München, 2022“. (9) „Bei dieser Geisterwelt, die im Leben der Menschen und in der Welt aktiv ist, gibt es keine Unterscheidung zwischen dem Natürlichen und dem Übernatürlichen, weil der gesamte Kosmos, sichtbar wie auch unsichtbar, als natürlich angenommen wird. Neben Phänomenen wie Stürmen, Hungersnöten, Unfällen und anderem Missgeschick , das dem Menschen widerfahren kann, soll die Geisterwelt aber auch der ganz elementaren Umwelt mit all ihren Geheimnissen eine Deutung geben. So sind auch die vier klassischen Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde als Elementar- oder Naturgeister Personifikationen dieser Elemente. Der Arzt und Naturphilosoph Theophrastus Paracelsus (1493 – 1541) hat eine Theorie und eine Hierarchie dieser Elementargeister aufgestellt und spricht von Silvanen, Faunen, Satyrn, Panen, Nymphen, Najaden, Nereiden, Dryaden und Sylphen u.a. … (11) Das Unheimliche an sich erregt Schecken und Grauen; für den Philosophen Martin Heidegger (1889-1976) ist es keine konkrete Furcht, sondern „ein existenziales Gestimmtsein des Nicht-zuhause-seins in der Welt. Für den Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud (1856-1939) ist das Unheimliche dem Seelenleben des Menschen vertraut, aber durch den Prozess der Verdrängung ins Unbewusste entfremdet worden. Aber dieses Unheimliche ist nicht verloren gegangen, in Träumen, Visionen, fantastischen Erzählungen und schlimmstenfalls in Wahnvorstellungen kehrt es zurück. (13) Den eigentlichen Aufschwung erlebte aber die Geistergeschichten in Europa nach dem rational geprägten Zeitalter der Aufklärung mit dem Beginn der Romantik, wobei vor allem E.T.A. Hoffmann (1777-1822) prägend war. In England sind es Schauergeschichten, die in den Werken der gothic novel dem Leser wohliges Gruseln bereiten … welche die große Welle der fantastischen Horrorliteratur des 20. Jahrhunderts vorbereiten, die sich auch bis heute in den Medien film und Internetspielen u. a. größter Beliebtheit erfreuen. (14) In diesem Sinne also haben Gespenstergeschichten mit ihrem Potenzial an Schauer eine kathartische Wirkung, die weit über die äußerliche Gänsehaut hinausgeht.“ Mit diesen richtungweisenden Bemerkungen können wir die Leserschaft nur bitten, sich ihr eigenes Urteil zu bilden, die 64 (!) Geschichten in dem genannten Buch bieten dafür genügend Lesestoff.

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