Johanna, die Magd
Johanna, die Magd[1]
Sie diente bei einem knickerigen Großbauern in Marchegg, der am liebsten alles selbst machen wollte, um alles zu überwachen und um ja keinen Groschen zu verlieren. Alles andere als einfach, für niemanden!
Seine Magd war ein junges, hübsches Mädchen, die er nie mit Namen rief - das verbrauchte zu viel Zeit, ein: “He du“ langte vollkommen und erfüllte seinen Zweck. Sie war sehr fleißig, ihre Eltern hatten sie zu dem Großbauern zur Arbeit gegeben. Ihren Namen hielt sie für sich geheim: Johanna Makl, besonders wegen des Umlauts im Nachnamen, mit dem man sie ganz einfach durch eine Veränderung des Umlauts hätte hänseln können: a, e, i, o, u. Dann lieber einen Geheim – Nachnamen! Und allgemein hielt man sie für eine Waise.
Täglich ging der Großbauer mit seiner Magd zu seinen Feldern und sie kamen jedes Mal an einem Zirben Baum vorbei, darunter saß eine alte Frau und bettelte. Die Magd teilte jeden Morgen ihr Frühstücksbrot mit der Bettlerin. Das bemerkte natürlich der geizige Großbauer und schnitt seiner Magd täglich das Brot kleiner vor, und eines Tages gab er ihr überhaupt keines mehr. Die Magd hatte Hunger und die Bettlerin ging leer aus.
Eines Tages wurde der Großbauer zu einer Hochzeitsfeier ins Nachbardorf eingeladen. Da ihm keinerlei Kosten entstanden, stopfte er sich dort den Bauch voll und ging erst nach Mitternacht nach Hause. Als er an der Zirbe vorbeikam, stand dort statt des Baumes ein prächtiger, hell erleuchteter Palast. Er ging in den Palast hinein und gelangte am Ende in einen schön geschmückten Saal mit einer überreich gedeckten Tafel. Dort sah er eine wunderschöne Frau sitzen. Die Frau lud ihn ein, an der Tafel Platz zu nehmen und forderte ihn auf, nach Herzenslust zu essen und zu trinken. Obwohl er vorher schon reichlich gegessen hatte, schlang er in sich hinein, bis er glaubte zu platzen. Zwischendurch hatte er noch in seine Taschen eingesteckt, was nur hineinging, denn er wollte am nächsten Tag auch noch einmal gut essen. Als nun die schöne Dame nach einiger Zeit mit ihrem Gesinde, den Zwergen, in den Tanzsaal schritt, verabschiedete ich der Großbauer.
Daheim erzählte er seinen Leuten das wunderbare Erlebnis und zog als Wahrheitsbeweis die Kuchenstücke, Bratenreste und andere Leckerbissen aus seinen Taschen. Aber nichts als Rossmist und Kuhfladen kamen zum Vorschein. Der Großbauer tobte und das fröhliche Gelächter in seinem Haus brachte ihn noch mehr in Wut; er warf alles seiner Magd in die Schürze.
Die Magd ging wortlos in den Hof hinaus und wollte den Unrat in den Misthaufen schütten. Aber siehe da: die Schürze war voller funkelnder Goldstücke! Die junge Magd lief sofort, so schnell sie konnte, zu dem Zirben Baum, um ihren Schatz mit der Bettlerin zu teilen. Aber vor der Zirbe saß eine wunderschöne Dame! Die Fee aber ging auf das Mädchen zu, nahm es in die Arme und verriet ihm, dass sie es gewesen sei, mit der sie Tag für Tag das Brot geteilt hatten.
Die Fee überhäufte das Mädchen mit Geschenken und so wurde aus der armen Magd ein reiches Mädchen, das dazu noch wunderschön war. Kein Wunder, dass aus der Magd bald die Braut eines bildhübschen jungen Grafen wurde, die miteinander glücklich wurden, wie sie es verdienten.
Noch ein Nachwort: Der geizige Großbauer hauste ab und starb bald danach, wie die Leute sagten: aus lauter Neid über das Glück seiner Magd.
_________________________________
[1] Die Vorlage stammt aus: Sagen aus Niederösterreich, Ueberreuter Verlag 2000
Kommentare
Kommentar veröffentlichen