Entwicklungen der Zeiten
Der Hexenhammer
(Malleus malificarum)
Aus dem Lateinischen übertragen und eingeleitet von J.W,R. Schmidt, erstmals erschienen in drei Teilen 1906
DTV München, 1982
Dieses Werk ist erstens umfangreich und argumentativ, die scholastische Methode des Mittelalters wird vorgeführt. Weiters ist es wichtig erstens für die Theologie, zweitens für die Kirchliche und drittens für die Weltliche Rechtsprechung (Jurisprudenz( im dritten Teil, die wir hier nicht bearbeiten)).
Vorwort (XXIII f):
„Im Namen unseres Herrn Jesu Christi, Amen! Wissen solle alle, die das gegenwärtige, öffentliche Instrument lesen, sehen und hören werden, daß im Jahre der Geburt ebendieses Herrn 1487, in der fünften Indiktion, am Sabbathtage, am 19. Mai, um fünf Ihr Nachmittags oder so … in meiner, als öffentlichen Notars, und der unterzeichneten, hierzu besonders gerufenen und gebetenen Zeugen Gegenwart der persönlich erschienene ehrwürdige und fromme Bruder Henricus Institoris, der heiligen Theologie Professor, vom Orden der Prediger, als Inquisitor der ketzerischen Verkehrtheit vom heiligen Stuhle zugleich mit dem ehrwürdigen und frommen Bruder Jacob Sprenger, ebenfalls der heiligen Theologie Professor und Prior des Kölnischen Prediger-Konvents, als seinem Kollegen besonders abgeordnet … daß der gegenwärtige höchste Pontifex, nämlich Herr Innozenz, … durch eine Patent Bulle … aus apostolischer Hoheit die Befugnis übertragen habe, über alle beliebigen Ketzereien zu inquirieren , vornehmlich aber über die in jetzigen Zeiten gedeihende Ketzerei der Hexen … mit aller Befugnis, gegen solche bis zur letzten Vertilgung vorzugehen …“
(Seite XXXVI)
„Innozentz Bischoff, ein Knecht de Knechte Gottes. Zu künftigen, der Sache Gedächtnis. Indem wir mit der höchsten Begierde verlangen, wie es die Sorge unseres Hirten Amtes erfordert, daß de Catholische Glaube fürnehmlich zu unseren Zeiten allenthalben vermehret werden und blühen möge, und alle Ketzerische Bosheit von denen Gräntzen der Gläubigen weit hinweg getrieben werde. … Und dannenhero in deme, durch den Dienst unserer Arbeit, als durch die Reuthaue eines vorsichtigen Arbeiters alle Irrthümer gäntzlich ausgerottet werden, der Eyffer und Beobachtung desselben Glaubens in die Hertzen der Gläubigen um so stärker eingetrucket werde.“
(Seite XLVI):
„Wenn aber dain zugleich eine, wenn auch recht fadenscheinige, Entschuldigung gefunden wurde, so bleibt der Malleus maleficarum doch, , mit Hansen zu reden, ein „(unglaubliches) Monstrum voll geistiger Sumpfluft“, das die Freude des Kulturhistorikers allein ist. „Aber zu der schonungslosen und unerbittlich konsequenten Brutalität dieser Vorgänger, ihrer an Stumpfsinn grenzenden aber mit theologischer Eitelkeit durchsetzten Dummheit tritt hier noch ein kaltblütiger und geschwätziger Cynismus, ein erbärmlicher und nichtswürdiger Hang zur Menschenquälerei, der beim Leser immer wieder den Grimm und die äußerste Erbitterung über die Väter dieser eklen Ausgeburt religiösen Wahns wachruft.
J.W.R. Schmidt“
Einige Lesebeispiele
(Kommentare und eigene Fotos (als Kommentare) ergänzen die jeweiligen Zitate!
(Seite 66)
„Wären die Himmelskörper nicht die Ursache der Handlungen de Menschen in Hinsicht der Tugend und Sünde, so würden die Astrologen nicht so häufig die Wahrheit über den Ausgang der Kriege und anderer menschlicher Handlungen voraussagen: (die Himmelskörper) sind also in gewisser Hinsicht die Ursache.
Außerdem werden die Himmelskörper nach allen Theologen und Philosophen von geistigen Substanzen bewegt. Nun sind diese Geiste unseren Seelen ebenso überlegen wie die Himmelskörper unseren Körpern: daher haben beide gleichermaßen auf Leib und Seele des Menschen zur Verursachung irgendwelcher menschlicher Handlungen einzuwirken.“
(Seite 214)
„Ein Adliger aus der Stadt Speier hatte ein Weib von gar halsstarrigem Willen; und während er selbst ihr gern in allem nachgab, widerstrebte sie allen seinen Neigungen und belästigte ihn immer mit schmähenden Reden. Es traf sich nun, daß das Weib, als er einmal heimkehrte, in gewohnter Weise keifte und ihn mit vorwürfen überschüttete. Er wollte zornig werden und aus dem Hause gehen: da lief sie schnell nach der Türe, durch die er hinausgehn mußte, behielt sie im Auge und beschwor ihn laut, sie zu schlagen, sonst hätte er keine Redlichkeit und Ehre im Leibe. Auf diese schwere Rede hin erhob jener die Hand, nicht in der Absicht, sie zu verletzen; und als er sie mit den ausgestreckten Fingern leicht an der Schulter berührte, stürzte er plötzlich zu Boden, verlor alle Besinnung und lag mehrere Wochen schwer krank zu Bett.“
(Seite 178)
Außerdem sagen sie (Thomas und Bonaventura): „ Auch wenn vermittelst einer anderen Hexentat ein Heilmittel zur Anwendung gebracht werden könnte, würde sie doch für fortdauernd gelten, wenn auch die Behexung beseitigt würde, wenn auch die Behexung beseitigt würde, weil es auf keine Weise erlaubt ist, durch Hexentat die Hilfe des Dämons anzurufen.“
(Kommentar: Man sitzt in der Zwickmühle, denn den Teufel durch Beelzebub auszutreiben geht nicht! Also muss man erdulden, was einem aufgegeben ist!)
(Kommentar: Irgendwie und Irgendwo kommt immer die menschliche Sexualität zur Sprache und damit die diesbezüglich unzähligen Gebote. Und die ausgeführten so erdachten Strafen als auch die üble Nachrede feiern fröhliche Urständ: auch der Klerus ist hierbei nicht gefeit.)
(Seite 202)
„…die Tochter eines gewissen Priesters, durch einen Incubus (Schwangerschaft) entehrt und vor Schmerz wahnsinnig geworden, von dem Incubus losgelassen wurde, als sie über den Rhein weit weg gebracht wurde. Aber ihr Vater, der die Tochter von der Stelle geschafft hatte, wurde vom Dämon dermaßen getroffen, daß er in drei Tagen starb.“
(Seite 249)
… daß jemand nicht befreit wird (zur Gnade der Gesundung, MB), das geschieht entweder wegen der Verkehrtheit des Glaubens der Umstehenden, die den Kranken selbst herbeibringen oder wegen einer Sünde eine Behexung zu ertragen haben oder die passenden Heilmittel anzuwenden versäumen oder wegen irgend eines Fehlers im Glauben auf Seiten des Exorzisten, oder wegen der Ehrfurcht vor den Vorzügen, die sich an einem anderen finden, oder wegen der Läuterung oder des Verdienstes der unter einer Behexung Leidenden.“
(Kommentar: Ein unlösbares Dilemma für alle! Es scheint nur so zu sein, dass vieles, was in diesem Buch steht, auch heute noch in der einen oder anderen Form verstanden und geglaubt wird, vor allem in einer Zeit, wo der Individualismus stärker zu sein scheint als jedes Glaubensbekenntnis.
My home is my castle!)
Persönlichkeiten
JOSEPH WINIWARTER wurde am 14. April 1780 als Sohn von Johann Georg Winiwarter und dessen Ehefrau Maria Justina in Krems geboren. Er besuchte das Gymnasium Krems und studierte an der Universität Wien Philosophie und Rechtswissenschaften; am 10. Dezember 1804 promovierte er zum Dr. jur. und trat in eine Advokatur ein. Zur gleichen Zeit erhielt er ein Richteramt beim damaligen Staatsrealitäten-Grundbuchamt und absolvierte kurz darauf die Prüfung beim niederösterreichischen Appellationsgericht, um das Wahlfähigkeitsdekret zum Zivilrichteramt zu erhalten.
Aufgrund seines guten Ergebnisses bei der Lehramtsprüfung erhielt er, im Alter von 26 Jahren, am 27. September 1806 die Lehrkanzel des römischen und österreichischen bürgerlichen Rechts an der Universität Lemberg; am 20. Februar 1827 wurde er dann zum Lehramt des österreichischen bürgerlichen Rechts an die Universität Wien befördert, dort blieb er bis zu seinem Tod.
Während seiner Lehrtätigkeit in Lemberg führte er die Geschäfte der Bücherrevision und wurde am 25. November 1810 zum Wirklichen Vorstand des Amtes ernannt. Seit 1811 bekleidete er die Stelle des Referenten beim akademischen Senat, später mit gleichzeitiger Führung des Universitätssyndikats und -notariats. 1818 war er Rektor der Universität.
Im März 1822 ernannte der Kaiser Joseph Winiwarter zum Regierungsrat. 1826 wurde er zum Wirklichen Regierungsrat befördert. Am 31. Juli 1827 ernannte ihn der Magistrat zum Ehrenbürger von Lemberg.
Nach seiner Versetzung nach Wien wurde er 1829 als Aushilfszensor für das juridische Fach eingesetzt; im Januar 1847 wurde er dann zum Wirklichen Zensor befördert. Er übernahm auch die Leitung der Universitätsbibliothek Wien, war von 1831 bis 1845 Direktionsmitglied und Referent des Wiener allgemeinen Witwen- und Waisen-Instituts und von 1845 bis zu seinem Tod deren Direktionsvorstand. Mit dem Entschluss vom 25. Oktober 1845 und vom 30. Mai 1846 und dem Diplom vom 5. August 1846 wurde er in den erblichen Adelsstand mit dem Prädikat Edler von erhoben.
Joseph von Winiwarter veröffentlichte zahlreiche Schriften, Aufsätze und wissenschaftliche Arbeiten in den einschlägigen Fachzeitschriften, so unter anderem in Carl Joseph Pratobeveras herausgegebenen Materialien für Gesetzkunde und Rechtspflege und in den von Anton Rosbierski (1764–1815) herausgegebenen Annalen der Rechtsgelehrsamkeit.
Seine Schrift „Das österreichische bürgerliche Recht, systematisch dargestellt und erläutert“, 5 Bände, erschien in zwei Übersetzungen in italienischer Sprache, die eine in Venedig 1837 bei Giuseppe Antonelli (1793–1861), die zweite von A. Callegari auch in Venedig 1838.
Er starb am 18. Januar 1848 in Wien.
Joseph von Winiwarter war verheiratet mit Franziska geb. Holfeld (* 1784; † 9. November 1833). Gemeinsam hatten sie zehn Kinder, von diesen sind namentlich bekannt:
Ludwig von Winiwarter (* 1814; † 22. November 1834);
Josef Maximilian von Winiwarter (* 15. Oktober 1818; † 1903), Prof. Dr. jur., Hof- und Gerichtsadvokat, verheiratet mit Helene Bach (1818–1894). Ihre Kinder waren unter anderem die Ärzte Felix von Winiwarter und Alexander von Winiwarter;
Justine von Winiwarter (* 6. Juli 1819; † unbekannt);
Natalie von Winiwarter (* 1. Dezember 1820; † unbekannt), verheiratet mit Anton Kalmann (1808–1890), Kanzleidirektor der 8. Advokatenkammer;
Georg von Winiwarter (* 21. Juli 1822 in Lemberg; † 2. Juli 1902 in Graz), Ingenieur und Fabrikbesitzer, verheiratet mit Elisabeth Andrews (* 1830);
Mathilde von Winiwarter (* 1823; † 1. September 1839);
Juli von Winiwarter (* 20. Januar 1831; † 16. Dezember 1905), verheiratet mit Rudolf Lechner (1822–1895), Hof-Buchverleger;
Cäcilie von Winiwarter (* 20. Februar 1831 in Wien; † 11. Mai 1862 ebenda), verheiratet mit Johann Baptist Hochenegg (1814–1899), Hof- und Gerichtsadvokat. Ihre Söhne waren der Techniker Carl Hochenegg und der Chirurg Julius von Hochenegg.
(Quelle: Wikipedia. Foto: Lithographie von Josef Kriehuber 1838/ Museum of Fine Arts, Budapest)
(Natürlich darf er nicht fehlen):😊
Mein kleinster Fehler ist der Neid. –
Aufrichtigkeit, Bescheidenheit,
Dienstfertigkeit und Frömmigkeit,
obschon es herrlich schöne Gaben,
die gönn' ich allen, die sie haben.
Nur, wenn ich sehe, daß der Schlechte
das kriegt, was ich gern selber möchte;
nur wenn ich leider in der Nähe
so viele böse Menschen sehe,
und wenn ich dann so oft bemerke,
wie sie durch sittenlose Werke
den lasterhaften Leib ergötzen,
das freilich tut mich tief verletzen.
Sonst, wie gesagt, bin ich hienieden
Gottlobunddank so recht zufrieden.
Wilhelm Busch (1832 –1908)
Tragische Geschichte
's war einer, dem's zu Herzen ging,
dass ihm der Zopf so hinten hing,
er wollt es anders haben.
So denkt er denn: wie fang ich's an?
Ich dreh mich um, so ist's getan –
der Zopf, der hängt ihm hinten.
Da hat er flink sich umgedreht,
und wie es stund, es annoch steht –
der Zopf, der hängt ihm hinten.
Da dreht er schnell sich anders 'rum,
's wird aber noch nicht besser drum –
der Zopf, der hängt ihm hinten.
Er dreht sich links, er dreht sich rechts,
es tut nichts Guts, es tut nichts Schlechts –
der Zopf, der hängt ihm hinten.
Er dreht sich wie ein Kreisel fort,
es hilft zu nichts, in einem Wort –
der Zopf, der hängt ihm hinten.
Und seht, er dreht sich immer noch,
und denkt: es hilft am Ende doch –
der Zopf, der hängt ihm hinten.
Adelbert von Chamisso (1781–1838)
Link zum (herrlich) vorgetragenen Gedicht:
https://youtu.be/ooNyAwTghCg
Hausmärchen:
Das Riesen Spielzeug:
Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohlbekannt,
die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand;
sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer,
du fragest nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.
Einst kam das Riesenfräulein aus jener Burg hervor,
erging sich sonder Wartung und spielend vor dem Tor
und stieg hinab den Abhang bis in das Tal hinein,
neugierig zu erkunden, wie's unten möchte sein.
Mit wen'gen raschen Schritten durchkreuzte sie den Wald,
erreichte gegen Haslach das Land der Menschen bald,
und Städte dort und Dörfer und das bestellte Feld
erschienen ihren Augen gar eine fremde Welt.
Wie jetzt zu ihren Füßen sie spähend niederschaut,
bemerkt sie einen Bauer, der seinen Acker baut;
es kriecht das kleine Wesen einher so sonderbar,
es glitzert in der Sonne der Pflug so blank und klar.
„Ei! artig Spielding!" ruft sie, „das nehm' ich mit nach Haus!"
Sie knieet nieder, spreitet behend ihr Tüchlein aus
und feget mit den Händen, was sich da alles regt,
zu Haufen in das Tüchlein, das sie zusammenschlägt,
und eilt mit freud'gen Sprüngen, man weiß, wie Kinder sind,
zur Burg hinan und suchet den Vater auf geschwind:
„Ei Vater, lieber Vater, ein Spielding wunderschön!
So Allerliebstes sah ich noch nie auf unsern Höh'n."
Der Alte saß am Tische und trank den kühlen Wein,
er schaut sie an behaglich, er fragt das Töchterlein:
„Was Zappeliges bringst du in deinem Tuch herbei?
Du hüpfest ja vor Freuden; laß sehen, was es sei."
Sie spreitet aus das Tüchlein und fängt behutsam an,
den Bauer aufzustellen, den Pflug und das Gespann;
wie alles auf dem Tische sie zierlich aufgebaut,
so klatscht sie in die Hände und springt und jubelt laut.
Der Alte wird gar ernsthaft und wiegt sein Haupt und spricht:
„Was hast du angerichtet? Das ist kein Spielzeug nicht!
Wo du es hergenommen, da trag es wieder hin,
der Bauer ist kein Spielzeug, was kommt dir in den Sinn?
Sollst gleich und ohne Murren erfüllen mein Gebot;
denn wäre nicht der Bauer, so hättest du kein Brot;
es sprießt der Stamm der Riesen aus Bauernmark hervor,
der Bauer ist kein Spielzeug, da sei uns Gott davor"
Burg Niedeck ist im Elsaß der Sage wohl bekannt,
die Höhe, wo vor Zeiten die Burg der Riesen stand;
sie selbst ist nun verfallen, die Stätte wüst und leer,
und fragst Du nach den Riesen, du findest sie nicht mehr.
Adelbert von Chamisso's
Vorschaubild: Riesen-Spielzeug (abgebildet in Adelbert von Chamisso's Buch, Sämtliche Werke, Bd. 1
Böse Märchen:
Anna Ehrensberger
2. Februar 2022
Analyse
Zuerst sehen wir hier die eindimensionalen Charakteren. Allesamt haben sie keine Namen, ausser dem Mädchen, welches den seltsamen Namen Aschenputtel trägt. Wir wissen nichts über die Vorgeschichte und so haben wir keine Ahnung, was die Stiefmutter und ihre Töchter so geprägt hat, dass sie Aschenputtel so behandeln müssen. Wir wissen auch nicht wie der Vater war, bevor seine Frau verstorben ist.
Beim Vater wissen wir noch am ehesten, weshalb er nicht viel mit seiner Tochter zu tun haben möchte. Zumal er sehr beschäftigt ist und in seinen Augen die Frau zu den Kindern schauen sollte. Ausserdem erinnert ihn Aschenputtel vermutlich an seine verstorbene Frau, deren Tod er sicherlich nicht vollständig verarbeiten konnte. Denn die Stiefmutter tritt sehr bald nach dem Tod der Mutter ins Feld.
Das Epizentrum des Bösen
Das Epizentrum des Bösen in diesem Märchen ist klar identifizierbar und befindet sich bei der Stiefmutter. Ihre Töchter stellen die klassischen Anhänger einer solchen Konstruktion des Bösen dar, da sie erstens von ihrer Mutter geprägt sind, aber auch selbst von der Unterdrückung Aschenputtels profitieren. Nun stehen sie im Vordergrund, werden gelobt und bedient.
Beziehungen und Ignoranz
Doch das Böse könnte sich in der Geschichte noch lange nicht so ausbreiten, wenn das Umfeld in der es wächst, nicht stimmen würde. Wir haben einige Beziehungen in dieser Erzählung, welche das Böse ermöglichen. Erstens die Beziehung vom Vater zu seiner neuen Frau, denn wie schon erwähnt, strahlt das Böse von der Stiefmutter aus. Zudem gibt der Vater durch die Heirat scheinbar seine Macht als Familienoberhaupt ab und übergibt die gesamte Familie der Stiefmutter. Diese nutzt das, wie wir von der Erzählung bereits wissen, schamlos aus.
Ausserdem, das Verhältnis zwischen dem Vater und seiner Tochter. Denn würde dieser als Herr des Hauses für seine Tochter einstehen und realisieren was abgeht, könnte sich das Böse nicht ausbreiten. Dies bringt mich zu meinem nächsten Punkt. Die Ignoranz. Vor allem diejenige des Vaters. Dieses Märchen zeigt schön, wie man das Böse eben doch auch unterstützt, wenn man einfach wegschaut und sich nicht aktiv gegen etwas wehrt. Die Gegenspieler des Bösen sind in diesem Fall der Prinz mit seinem Dienern. Sie kommen unvoreingenommen und akzeptieren Aschenputtel, obwohl in Arbeitskleidung und mit Kohle verschmiertem Gesicht, als die richtige Braut. Er stellt hier den klassischen Helden dar und durchbricht diese Laufbahn des Bösen. Er setzt sich für etwas ihm übergeordnetes ein. Dafür muss er im Märchen nicht bezahlen, denn bekanntlich wird Selbstlosigkeit in solchen Erzählungen stets belohnt. Doch im echten Leben zu dieser Zeit hätte ein Prinz wohl niemals die Chance bekommen ein Mädchen wie Aschenputtel zu heiraten.
Die Natur
Wie in fast allen Märchen spielt auch in dem besagten die Natur eine zentrale Rolle. Von Märchen zu Märchen ist die Bedeutung der Natur unterschiedlich. Denn sie kann wie in unserem Falle als Quelle des Guten dienen. Aber auch wie in Hänsel und Gretel als die einer verschluckenden Gewalt dargestellt werden.
Im Märchen wendet sich das Böse immer zum Guten, so kennen wir es klassisch. Ausserdem werden diejenigen die Selbstlos handeln oder aufgrund der Handlungen anderer Leiden mussten belohnt, und diese die anderen Leid zugefügt haben, also «böse» waren, bestraft. In diesem Falle gibt es sogar eine Revanche, denn auch wenn die Aktionen nicht von der jetzigen Prinzessin selbst ausgeführt werden, kann man vermuten, dass Aschenputtel mit Verachtung auf ihre Familie niederblicken wird.
«Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.»
Was wir über das Böse lernen können
Hier möchte ich vor allem auf das Schema der Konstruktion des Bösen zurückgreifen, welches wir im Ergänzungsfach Geschichte herausgearbeitet haben. Wie überall, wo das Böse konstruiert wurde oder immer noch wird, haben wir die verschiedenen Gruppen. Diese haben alle unterschiedlichen Interessen welche auf ihre individuelle Art das Böse doch auch unterstützen.
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