Wen derschiess ma zerscht um 1600
Wen derschiess ma zerscht
So konnte es auch einmal gewesen sein.
Aber fangen wird doch lieber mittendrinn an. Mittendrinn deswegen, weil der Stammbaum der Familie bis zum Jahre 1600 zurückreicht und man naturgemäß von diesen Ahnen, anders als in dem Werk von Gustav Freytag, außer den Namen nicht immer sehr viel weiß. Fangen wir also um den 2. Weltkrieg herum an, als die Schwestern noch jung, die Kinder noch klein und alles irgendwie anders war.
Die Lolli war die zur Disziplin und zum Arbeiten geprügelte Tochter, gerade Kind - sein war noch eingeschränkt möglich. Widerspruch wurde nicht geduldet, denn sie war ja nur ein Mädchen.
Aber schon wieder müssen wir aufpassen, damit Vorurteile unserer Zeit nicht einfach ungeprüft in eine Zeit hineinversetzt werden, wo man so überhaupt nicht gedacht hat. Aber natürlich hört man schon die Widersprecher, die in so einem Fall in der Regel weiblich zu sein pflegen, man hätte auch zu einer anderen Zeit schon wissen können, dass Prügel schädlich sind.
Wirklich?!
Es ist halt nur vertrackt, denn geprügelt wurde die Lolli, bei jeder Gelegenheit, und das nicht zu knapp.
Sie wollte einmal eine Nuss haben, denn es lagen so viele auf dem Küchentisch herum. Aber die Mutter hat ihr keine gegeben.
Nein, war die kurze und klare Antwort an das sechsjähriger Mäderl.
Sie hatte Tränen in den Augen. Aber der Max und der Heini haben doch welche gekriegt.
Das sind Nachbarsbuben.
Du nicht.
Nach diesen zwei Worten verließ die Mutter die Küche.
Lolli hat sich zwei Nüsse genommen und wurde sofort von ihrer Mutter, die hinter Tür gelauert hatte, gepackt und übers Knie gelegt.
In meinem Haus gibt es keinen Diebstahl, waren die in höchster Erregung herausgestoßenen Worte.
Ich wollte doch nur eine Nuss, ich weiß doch nicht, wie die schmecken, war die schreiende und heulende Rechtfertigung.
Warum hast du dann zwei genommen?
Lügen auch noch!
Und jetzt wurde der große Kochlöffel über dem Popo der Tochter bis zur Erschöpfung der Mutter zum Einsatz gebracht.
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