Notizen über einen Seher
Doch da war, nur so als Beispiel aus den länger zurückliegenden wärmeren Monaten, jene Schildkröte, deren Wege um des Nachbars Garten wir in einem Moment müßigen Flanierens kreuzten und die uns hier keineswegs wegen eines leicht angestaubten Witzes, der Schildkröten mit etwas hart gewordenen Fischsemmeln in Eins setzt, einfällt, - ein Witz, der in seiner Herzlosigkeit freilich nur noch von der Härte der so vermeinten Fischsemmeln übertroffen wird. Jene Schildkröte, Frieda ihr Name, der aber, so der sie hütende Nachbar, keine verlässlichen Rückschlüsse auf ihr biologisches Geschlecht erlaube, und von ihrem sozialen wisse er rein gar nichts, besagte Frieda also zog in dem ihr eigenen, nur der allgemeinen menschlichen Hast so gemächlich erscheinenden Tempo ein Stück weißer Plastiktüte, das mit einem längeren Bindfaden um ihren, von der Ferne vage an eine Fischsemmel erinnernden Panzer befestigt war, hinter sich durch den Garten, und wir waren uns sofort gewiss, dass uns Frieda in einem ebenso erbaulichen wie lehrreichen Gespräch manches über Scham und Schamgefühl mitzuteilen hätte.Worauf das Gespräch zwar nicht auf die Freiheit von Schildkröten, aber doch zwanglos auf die mitunter von Schwarzmilanen bedrängten Rotmilane überging, welche trotz überlegener Größe der Geschicklichkeit der Schwarzmilane wenig entgegenzusetzen hätten, so der einschlägig bewanderte Nachbar.Seitdem nun bewegt uns nahezu unablässig die Frage, was die ohnehin schon den Frechheiten der Saatkrähen ausgesetzten Rotmilane so ganz allgemein von dem von John E. Roemer unlängst unterbreiteten Konzept Kantischer Optimierung über einfache Kantische Gleichgewichte, als eine pareto-effiziente Alternative zu den uns allen geläufigen Nash-Gleichgewichten, zu sagen hätten >Kaum weniger interessant wäre die diesbezügliche Meinung der für ihre kognitiven Fähigkeiten weithin geschätzten Saatkrähen, die doch, so der uns beherrschende Eindruck, bislang mit Nash-Gleichgewichten recht gut zu fahren scheinen (und die, kühl denkend wie sie dem Vernehmen nach sind, in ihrem Verhältnis zu den Rotmilanen kaum eine Tragödie der Allmende erblicken würden).Doch möglicherweise wissen wir die Anzeichen von Kooperationsbereitschaft bei Krähen oder auch Schildkröten nicht immer zuverlässig zu deuten. Und ganz sicher ist es Ausdruck unserer kleinen Krämerseele, dass sich für uns Kooperationsbereitschaft zuvörderst verdichtet in der pflichtgemäßen Begleichung von Mitgliedsbeiträgen, geschehe diese auch nur aus gutem Willen. Sollten wir damit einen Nerv getroffen haben, seien zu dessen Beruhigung hier noch einmal die einschlägigen Angaben ergänzt:Darüber hinaus gab es zum Beispiel genügend Disteln, deren Wurzeln als Verstecke dienen konnten.Es gibt Landschildkröten, Wasserschildkröten und Riesenschildkröten, jede hat ihren Bereich.Von der Abwägung des LebensMan liest vom König Alexander, dass er den Aristoteles zum Lehrer hatte, von dessen Gelehrsamkeit er vielen Nutzen zog und viel Tugenden von ihm lernte. Unter anderem fragte er seinen Meister, ob er nicht etwas ihm und anderen Ersprießliches sagen wolle. Dieser aber sprach: Mein Sohn, höre fleißig zu, und wenn du meine Lehren behalten wirst,Zweitens nicht mit dem Stahl das Feuer erhitzen, Der König befleißigte sich aber gar wunderbar dieser sieben Lehren und zog aus ihnen sein Leben lang Nutzen.Man liest in der Römer Taten, dass solch eine Gewohnheit unter ihnen herrschte, dass, wenn ein Friede zwischen Großen hergestellt werden sollte, zwischen denen ein Zwist war, sie einen großen und hohen Berg bestiegen und ein Lamm geführt und getötet wurde, und auf ihre Vereinigung das Blut desselben vergossen wurde zur Wiederherstellung des Friedens und zum Zeichen, dass, wer von ihnen den Frieden stören werde, an dem eine große Rache genommen und sein Blut vergossen werden solle.Eine gewisse vornehme Königin hatte von einem bäurischen Sklaven einen Sohn empfangen, der sich nachher schlecht und lasterhaft vor den Augen seines angeblichen Vaters, des Fürsten, aufführte. Der König aber forschte fleißig bei der Königin nach, ob es sein Sohn sei, und da er endlich aus ihrer Beichte gefunden hatte, dass er nicht sein Kind sei, so wollte er ihn doch nicht der Regierung berauben, sondern er übergab ihm sein Reich und gab ihm nur den Befehl, dass er seine Kleider von verschiedenartigem und verschiedenfarbigen Stoff fertigen lassen sollte, nämlich die eine Hälfte aus schlechtem, die andere aus kostbarem Tuch, auf dass, wenn er das schlechte ansähe, er von Hochmut und jedem Laster zurückgezogen würde, wenn aber das gute Tuch, er sich nicht ganz wegwürfe, sondern nur bescheiden zeigte.Die Kleidung macht offenbar doch die menschlichen Kontakte aus: das heißt, mit der Kleidung kann man das Leben in der Gemeinschaft steuern.164.000 Mann auf beiden Seiten metzelten und kanonierten vom Morgengrauen bis zum Abendrot. Wie vorhergesagt, der Korse hatte gesiegt, wiederum Tausende von jungen Männern kehrten nicht mehr heim. Und in der Tat, ganz wie der Stoaberger es vorausgesagt hatte, sollte nun mehr als drei Jahre lang Frieden in Bayern herrschen. Diejenigen, die auf den Schlachtfeldern umgekommen waren, auch die zahllosen Verwundeten, hatten freilich nichts mehr davon.„Von denen ist noch keiner geboren, als brauchen wir uns jetzt auch nicht die Köpf‘ darüber zerbrechen. Und jetzt holst uns einen Krug Most….Ein wehes Keuchen kam aus der Kehle des Stoabergers (das war der Hausname vom Mühlhiasl); es riss ihn von dem Rasenfleck weg, an dessen Rand er gesessen hatte, gehetzt rannte er weg, auf Blossersberg zu.Er stürmte ins Wirtshaus hinein wie ein Dämon aus einer anderen Welt. Am Ecktisch hockten zwei, drei Bauern, ansonsten war der Raum leer. Beim Anblick des Abgerissenen, des Waldschrats brach schlagartig das Gespräch ab. Die Bauern starrten auf ihn wie auf ein Gespenst; einer hatte unwillkürlich die Faust wie zum Schlag erhoben. Und dann, in das Schweigen, in die Erstarrung hinein, fauchte der Stoaberger: „Wird sich bald in Bayern ein Krieg erheben, der wird in vielen Orten Armut und Elend anrichten!In der Rabensteiner Glashütte ruhte schlagartig die Arbeit, als der Stoaberger mit seiner fürchterlichen Fackel hereintobte. Ein Glasbläser ließ die Pfeife fallen, klirrend zersprang der halb ausgeformte Ballon am ausgeweiteten Ende.„Von nun an werdet ihr nur das hier essen!“ befahl die Göttin. Doch zuerst geht in den Dschungel, bringt ein Opfer dar und rodet das Land. Doch opfert jedes Mal, wenn ihr Bäume und Sträucher schlagt und den Dschungel anzündet, wenn ihr sät und wenn ihr heiratet. Dann werdet ihr Mutter und Schwester unterscheiden können!“
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